Wer die Welt in fair und unfair einteilt, beginnt einen Tanz mit dem Teufel

Aber man muss doch fair sein, oder?

Die Vorstellung von Fairness ist tief in unserer menschlichen Gesellschaft verankert. Und wer würde schon gern von sich behaupten, unfair zu sein?

Aber was, wenn diese Idee uns in ein tiefes Drama verwickelt? Ein Drama, das mehr schadet, als hilft? Wer die Welt in fair und unfair einteilt, beginnt tatsächlich einen Tanz mit dem Teufel.

Der Punkt ist: Fairness beinhaltet, dass es automatisch auch Unfairness gibt. Es ist wie zwei Seiten derselben Münze. Und ganz klar: „fair“ ist „gut“ und „unfair“ ist „schlecht“. So haben wir das gelernt.

Doch diese Dualität führt uns direkt ins Drama-Dreieck, ein Konzept aus der Psychologie, das dynamische Beziehungen zwischen drei Rollen beschreibt: Opfer, Retter und Bösewicht.

Das Drama-Dreieck

Im Drama-Dreieck gibt es immer:

  1. Ein Opfer, das sich hilflos und ungerecht behandelt fühlt.
  2. Einen Retter, der “Gute”, der versucht, das Opfer zu beschützen oder zu „retten“.
  3. Einen Bösewicht, der “Böse”, der als unfair und schlecht wahrgenommen wird.

Diese Rollen sind untrennbar miteinander verbunden und können sich schnell ändern. Der Retter kann zum Bösewicht werden, wenn das Opfer nicht gerettet werden will, und das Opfer kann sich als Retter sehen, wenn es jemand anderen beschützt.

Fairness im Drama-Dreieck

Wenn wir Handlungen und Personen als fair oder unfair bewerten, setzen wir das Drama-Dreieck in Bewegung. Derjenige, der für Fairness kämpft, wird zum Retter. Derjenige, der als unfair gilt, wird zum Bösewicht. Und jemand, der unter dieser Unfairness leidet, wird zum Opfer.

Diese Dynamik hält das Drama am Leben, weil jede Rolle die Existenz der anderen beiden erzeugt. Und somit drehen sich Menschen oft ewig in diesem Kreislauf von Opfer sein, gerettet werden, selber retten, …

Der Teufel steht hier symbolisch für den Bösewicht oder das „Böse“, das diese Rollenverteilung aufrechterhält.

Der Ausweg aus dem Drama-Dreieck

Das Gute: Es gibt einen Ausweg. Genau einen: Das Opfer muss sich selbst ermächtigen und das Spiel der Bewertungen verlassen. Das bedeutet, über die dualistische Sichtweise von gut und böse, fair und unfair hinauszugehen. Es erfordert die Anerkennung einer größeren Wahrheit des Lebens, als die Einteilung in “gut” und “böse”.

Gewahrsein statt Fairness

Statt sich auf Fairness als Bewertungssystem zu verlassen, sollten wir Gewahrsein entwickeln. Gewahrsein darüber, was alle Beteiligten wirklich weiterbringt. Es geht darum, Verantwortung für das individuelle und gemeinsame Wohlergehen zu übernehmen. 

Das bedeutet, Mitgefühl und Verständnis zu fördern und nach Lösungen zu suchen, die nicht auf simplen Kategorien basieren, sondern die tatsächlichen Bedürfnisse und Umstände der Beteiligten berücksichtigen. Und die sind von Mensch zu Mensch sehr verschieden.

Dieser Ansatz ermutigt uns, über oberflächliche Urteile hinauszugehen und eine wahrhaftigere Welt zu schaffen. Eine Welt, in der wir nicht mehr in den Rollen des Drama-Dreiecks gefangen sind, sondern gemeinsam daran arbeiten, echtes Wohl und Harmonie für uns alle zu erreichen.

Fazit

Indem wir uns auf das Wesentliche konzentrieren – das individuelle und gemeinsame Wohlergehen – und Verantwortung übernehmen, können wir dem Tanz mit dem Teufel entkommen und stattdessen einen Tanz der gegenseitigen Unterstützung und des Verständnisses beginnen.

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